Obersturmbannführer Otto Skorzeny

Von großer Wichtigkeit sind die Kommandounternehmen für den Fürsten fürwahr. Sie sind eine Steigerung und Erweiterung der Spione und Meuchelmörder, denen sich die Herrscher seit uralter Zeit zu bedienen pflegen. Bei uns Deutschen heißen die Spezialeinheiten Brandenburger und Jagdverbände. Für die Aufstellung und Ausbildung der letzteren zeichnete sich – unter anderem – unser Obersturmbannführer Otto Skorzeny aus. Er führte sie auch bei zahlreichen wichtigen Einsätzen. So etwa im Jahre 1943 beim Unternehmen Eiche. Der Duce war von Verrätern gestürzt und verschleppt worden. Zuerst einmal mußte er gefunden werden und dann mußte er auf dem Gran Sasso gerettet werden. Kein leichtes Unterfangen. Denn es war davon auszugehen, daß die Verräter den Duce ermorden würden, wenn sie dessen Befreiung befürchten müßten. Doch mit Hilfe unserer Lastensegler gelang es unserem Skorzeny seine Aufgabe zu lösen. Nicht weniger wichtig war das Unternehmen Panzerfaust. Im Herbst 1944 mußte unser Skorzeny den Abfall Ungarns verhindern und die Pfeilkreuzer an die Macht bringen. Dazu mußte der stark befestigte Burgberg von Budapest gestürmt werden, was unseren Skorzeny im Handstreich gelang. Im Zuge unserer Ardennenoffensive führte er das Unternehmen Greif durch. Dessen Ziel bestand in der Stiftung von Unruhe im Rücken des Feindes. Die Verteidigung von Schwedt im Jahre 1945 wiederum war kein Kommandounternehmen, wacker geschlagen hat sich unser Skorzeny mit seiner zusammengewürfelten Schar aber trotzdem. Das Licht der Welt erblickte er 1908 in Wien, der alten Hauptstadt unseres deutschen Reiches. Von 1926 bis 1931 studierte er an der dortigen Technischen Hochschule die Ingenieurskunst und schloß sein Studium mit dem Diplom ab. Bevor er in den Staats- und Kriegsdienst trat, war er im Baugewerbe tätig. Die Wiedervereinigung unserer Ostmark mit unserem alten Reich lag ihm ganz besonders am Herzen. Bei den Autobahngardetruppen tat er ab 1940 Dienst. Die Feldzüge gegen Gallien, Illyrien und Rußland machte er mit. Dann aber setzte ihn eine Verwundung vor Moskau außer Gefecht. Nach Wachdienst im Jahre 1942 fand er 1943 eine neue Aufgabe in Friedenthal, bei der Ausbildung unserer Jagdverbände. Vom Autobahnbauer wurde er mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse, dem Deutschen Kreuz in Gold und dem Ritterkreuz samt Eichenlaub geehrt. Von meinem Erzteufel Belfagor hat sich unser Skorzeny nicht ins Bockshorn jagen lassen und 1939 Emmi Linhart geheiratet. Eine Tochter war dem Paar von den Nornen nur beschieden. In eurer Panzerbüchersammlung sollten die Werke unseres Skorzenys nicht fehlen. „Geheimkommando Skorzeny“, „Lebe gefährlich“, „Wir kämpften – wir verloren“ und „Krieg ohne Fronten“ heißen sie und wir Panzertiere lesen zur Feier des Tages natürlich ein wenig daraus vor. Bei der Verteidigung von Schwedt wußte unser Skorzeny oftmals nicht, welcher Feind gefährlicher sei: Die Russen oder die Hofschranzen. Unter letzteren hatte er sich – mit seiner zupackenden Art – allerlei Todfeinde gemacht; wie wir in seinem Panzerbuch „Krieg ohne Fronten“ erfahren: https://archive.org/details/OttoSkorzenyMeineKommandoUnternehmenKriegOhneFronten_201906

„Die Russen setzten täglich zum Angriff auf den Brückenkopf an. Aus Friedenthal erhielt ich noch Verstärkung in Form einer Kompanie Panzerspähtruppen, die unter dem Kommando Obersturmführer Schwerdts stand. In den nächsten Wochen bildete diese Einheit meine beste, letzte Reserve. Vom 7. Februar an war uns der Feind derart überlegen, daß wir alle außerhalb des Brückenkopfes gelegenen Dörfer evakuieren mußten, außer Nipperwiese im Norden. Jeden Tag erfolgten mehrere Angriffe auf drei verschiedene Stellen – immer dieselben – durch die russischen Sturmbataillone, die von verbesserten T-34-Panzern und VS-Panzern unterstützt wurden. Die Russen kämpften tapfer, machten aber den Fehler, mit Gewalt durchbrechen zu wollen. Alle ihre Versuche kamen sie teuer zu stehen und wurden abgeschlagen. Wir gingen dann jeweils sofort zum Gegenangriff über. Trotzdem gelang es ihnen, ins Innere des ersten Befestigungsgürtels einzudringen, und zwar in Grabow, das von uns verteidigt wurde. An diesem Tag wurde ich um 16 Uhr ins Hauptquartier der Heeresgruppe Weichsel befohlen. Es kam für mich gar nicht in Frage, meine Soldaten mitten im Kampf allein zu lassen und zu Himmler zu fahren. Ich kam in Hohenlydien erst gegen 20.30 Uhr an, nachdem der Feind endgültig aus unserem Brückenkopf zurückgeworfen war; verschmutzt und im Kampfanzug stand ich nun im Hauptquartier Himmlers Speichellecker empfingen mich wie einen zum Tode Verurteilten. Die einen zeigten Mitleid, die anderen Genugtuung. Himmler war tatsächlich übelster Laune: „… Mich vier Stunden warten zu lassen! … Unglaubliche Frechheit! … Sie haben einem Befehl nicht gehorcht! … Degradierung … Kriegsgericht!“ hörte ich heraus. Aber sein größter Vorwurf war, daß ich mich weigerte, einen jungen Luftwaffenoffizier, den Leiter der Verteidigung von Nipperwiese, aburteilen zu lassen, weil er sich in den eigentlichen Brückenkopf zurückgezogen hatte. „Reichsführer“, sagte ich, „diese Einheit hat sich auf meinen Befehl zurückgezogen. Der Offizier hat nur seine Pflicht erfüllt.“ Himmler stimmte mir schließlich zu. Ich wies ihn noch darauf hin, daß ich vom Stab des mir vorgesetzten Korps zwar eine Menge unsinniger Befehle bekommen, daß man aber vergessen hätte, uns ein Minimum an Nachschub zukommen zu lassen. Wir hätten alles selbst improvisieren müssen. Dann lud mich der Reichsführer zum Abendessen ein – zum großen Erstaunen derjenigen, die mich eben noch so von oben herab empfangen hatten. Die „Hofschranzen“ änderten unverzüglich ihre Haltung. Das Ganze war so widerlich, daß ich mich beeilte, nach Schwedt zurückzukommen. Ich war mir vollkommen bewußt, daß diese armselige Geschichte von einem Mann aufgezogen war, der mir schon seit Budapest übelwollte: dem Polizeigeneral von dem Bach-Zelewski, der sich damals besonders hervorheben und die Burg mit den „Thor“-Mörsern hatte zerstören wollen. Leider war er nun mein Komm.Gen., da sein für nur knapp ein paar Tage ernannter Vorgänger das Kommando in der Festung Kolberg übernommen hatte; drei Wochen später hatte dieser ein paar gute Gründe, Walter Girg für einen sowjetischen Spion zu halten. Himmler beruhigte sich und versprach mir sogar eine Sturmgeschützabteilung, eine Verstärkung, die man mir allerdings nach zehn Tagen wieder wegnahm. Über die geplante Offensive, der der Brückenkopf Schwedt als Sprungbrett dienen sollte, fiel kein einziges Wort. Ich fuhr in derselben Nacht nach Schwedt zurück. Der Vollständigkeit halber muß ich hinzufügen, daß ich mir auch in der Reichskanzlei einen ebenso zähen wie mächtigen Feind gemacht hatte: Martin Bormann. Ehe wir zur Aufklärung nach Bad Schönfließ vorstießen, erhielt ich den Befehl, in dieser Richtung „wichtige Staatspapiere“ zu suchen, die Parteigenossen in zwei Lastwagen mitten in einem Wald stehengelassen hatten. Nach einigen Nachfragen erfuhr ich, daß es sich dabei nicht um „Staatspapiere“ handelte, sondern um Bormanns Papiere aus der Staatskanzlei. Ich bat also die Kanzlei, mir die beiden Beamten nach Schwedt zu schicken, die in ihrer Eile, nach Westen zu kommen, die beiden Lastwagen hatten stehenlassen, damit sie uns bei der Suche behilflich wären, da uns der genaue Standort nicht mitgeteilt werden konnte. Die Herren hielten es aber nicht für nötig, zu erscheinen, und die Russen standen in Schönfließ. So ließ ich zurückmelden, daß ich nicht das Leben eines einzigen meiner Soldaten riskieren würde, um diese Akten wiederzubekommen. Wir hatten Wichtigeres zu tun. Dann kam die Geschichte mit Königsberg. Nach dem Absetzen meiner Truppen im Brückenkopf kam ich in meinen Gefechtsstand zurück und fand den Kreisleiter vor: er hatte einfach seine Stadt und sein Volkssturmbataillon als erster verlassen. Die Erklärungen, die er dafür fand, waren jämmerlich und, bedauerlicherweise für ihn, überall bekannt. Nach seiner Flucht aus Königsberg kam unter den Bauern eine gewisse Panikstimmung auf – das wußte ich nur allzu gut: bei den beiden Gruppen, die regellos flohen, gab es Verluste – Gefallene und Verwundete -, denn vor einem Feind kopflos zu fliehen, heißt fast immer, schwerste Verluste erleiden. Zum Glück brachten meine Fallschirmjäger und die Hamburger Hafenarbeiter die Situation wieder unter Kontrolle. Aber mir blieb nichts anderes übrig, als den armen Mann, der seinen Leuten ein Beispiel an Mut und Kaltblütigkeit hätte geben müssen, wegen Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind vor ein Kriegsgericht der Division zu stellen. Das Gericht fällte das Todesurteil, und zwei Tage später wurde er öffentlich hingerichtet. Martin Bormann war Gift und Galle: vom Dienstgrad eines Kreisleiters an waren alle Parteiführer unantastbar. Sie könnten nur von einem Parteigericht verurteilt werden, hieß es. Ich antwortete Gauleiter Stürtz, der mich im Auftrag Bormanns besuchte, daß der Kreisleiter nicht als Parteiführer verurteilt worden sei, sondern als verantwortlicher Kommandeur einer militärischen Einheit, die unter meinem Befehl stand, und fügte hinzu: „Ich bitte, mir ganz eindeutig die Frage zu beantworten: wird Fahnenflucht und Feigheit vor dem Feind bei den Parteiführern nicht bestraft?“ Von der Reichskanzlei kam niemals Antwort auf diese Frage. Wenigstens konnte ich mit der Sturmgeschützabteilung und dem Jagdverband Mitte einen überraschenden Gegenangriff im Süden nach Hauseberg vornehmen. Dabei wurden ein feindliches Bataillon Flammenwerfer aufgerieben und sein Kommandeur gefangengenommen. Außerdem machten wir mächtige Beute: Mörser, Panzerabwehrkanonen, schwere Maschinengewehre mit Munition. Alles mehr als willkommen in Schwedt! Die Überlegenheit des Gegners in Bezug auf Soldaten, Panzer, Artillerie und Luftwaffe betrug etwa 12 bis 15 zu 1. Nach mehreren Tagen erbitterter Kämpfe wurde Grabow zum zweiten mal erstürmt, und die Russen standen vor Hohenkrönig, ungefähr zwei Kilometer von der Oder entfernt. Die Lage wurde kritisch, um nicht zu sagen: verzweifelt. Wenn wir überrollt wurden und der Gegner den Fluß überquerte, dann mochte Gott wissen, was passierte! Ich war sicher, daß meine tapferen Kameraden eine übermenschliche Anstrengung machen würden. Obersturmführer – und bald darauf Hauptsturmführer – Schwerdt nahm nach einem überraschenden Gegenangriff aus der Flanke, Grabow wieder. Vier alte Kumpel vom Gran Sasso fanden dabei den Tod. Schwerdt ließ sie vor die Kirche tragen, und wir bestatteten sie mit militärischen Ehren…“

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