König Ludwig der Deutsche

Man tut sich schwer damit, unseren König Ludwig den Deutschen einen Erbfürsten zu nennen. Zwar entstammte er dem Geschlecht der Karolinger, daß seit über hundert Jahren über das Frankenreich herrschte, aber als nachgeborener Sohn fiel ihm die Krone nicht von selbst zu. Denn sein älterer Bruder Lothar wollte allein herrschen – was jetzt zwar an sich nicht verkehrt ist, aber der Lothar war gar zu fähig. Entsprechend wurde er 841 bei Fontenay von seinen Brüdern Karl und Ludwig besiegt und zum Vertrag von Verdun gezwungen. Ludwig dem Zweiten fiel dabei der Ostteil zu und seiner langen Regierung verdankt er seinen Beinamen der Deutsche. Von 840 bis 876 herrschte er und wehrte nicht nur alle äußeren Feinde ab, sondern schlug auch jeden Aufstand im Inneren nieder. Von meinem Erzteufel Belfagor ließ er sich auch nicht schrecken und heiratete 843 Emma von Altdorf, mit der er sieben Kinder zeugte. Die Nornen verhinderten eine abermalige Reichsteilung und legten die Herrschaft in die Hände seines Sohnes Karls des Dicken… Gar viele geistliche Dinge wissen die Jahrbücher von Xanten uns aus der Zeit Ludwigs des Deutschen zu berichten und kommen dabei leider nur gelegentlich auf die weltlichen Dinge zu sprechen, die uns Panzertiere allein kümmern: https://archive.org/details/DieJahrbcherVonFuldaUndXanten

„DCCCLXIX. Im Monat Februar wurde bei dunklem Regengewölk in der Luft mehrfach Donner gehört, und am 15. Februar, das ist der heiligen Nacht Septuagesima, wurde ein Komet im Norden und Westen erblickt, welchem sogleich ein ungeheurer Sturm und unermeßliche Überschwemmung gefolgt ist; bei der Viele unvorsichtig umkamen. Und hernach zur Sommerzeit folgte in vielen Provinzen eine heftige Hungersnot, vornehmlich in Burgund und Gallien, wo eine große Menge Menschen bitteren Todes starb, so daß Menschen sollen Menschenleiber gegessen haben. Aber auch Hundefleisch sollen Einige gegessen haben. Zu derselben Zeit, wie der Prophet sagt „wegen der Sünden der Welt werden viele Fürsten derselben“ herrschten vier Könige in dem einstmaligen Reich Karls des Großen, Ludwig, der Sohn des Kaisers Ludwig, im Osten und über die Slawen, Bayern, Alamannien und Chur, Sachsen, Sueben, Thüringer und die östlichen Franken nebst dem Wormser und Speyerer Gau, welcher weiser und gerechter ist als die übrigen. Karl, sein Bruder, befehligte die Gallier, Aquitanier und Basken, der sehr häufig die Feindseligkeit der Heiden erfuhr, immerfort ihnen Geld anbot und niemals siegreich im Kriege war, Ludwig, der ältere Sohn des Kaisers Lothar, saß in Italien und Benevent, welcher vielfach den Papst Nikolaus beleidigte und nicht die Mauren aus Benevent vertrieb. Lothar, sein Bruder, hitzig und leichtfertig, verließ die rechtmäßige Gemahlin gegen die Kanoniker der Heiligen und den Befehl des Papstes Nikolaus, und ging unerlaubt mit einem Kebsweib um. Dieser nämlich besaß Ripuarien Burgund und die Provence. Wieder und wieder zogen Gunter und Thietgaud nach Rom, wo in der Herrschaft Adrian gefolgt war, ob sie irgendwie die alte Stellung erlangen konnten; aber sie konnten es nicht, weil es hart ist, wider den Stachel zu locken. Auf der Reise nun wurde Theotgauo von einem heftigen Fieber ergriffen und ging des Lebens zugleich mit seinem Priestertum verlustig. Der Andere nun von derselben Beschwerden befallen genas kaum. Und als er sah, daß er auf keine Weise in die alte Stellung wieder eintreten konnte, sein betrügerisch erworbener Schatz verzehrt, fast alle seine Anhänger verschieden waren, irrte er arm mit Wenigen aufs Ungewisse hin durch die Lande. Und so sind zwei Metropolitane, ob ihrer Zustimmung zu dem scheußlichen Ehebruch mit Recht verstrickt und gefallen. Aber die Verlobte Gunters, welche einst für die zierlichste nach Rom galt, wie eine Witwe von ihrem Mann verlassen mit zerrissenem Kleid beschmutzter Haut fliegendem Haar nackten Füßen, saß ohne den Hirten in Asche. Ihre Kleinen wurden hie und da von räuberischen Wölfen verschlungen, denn sie hatten keinen Vater; ihre Priester werden scharf mit Schlägen und Ruten gezüchtigt, denn sie haben keinen Schützer. Ihre Edlen fielen durch das Schwert und sie unter Klagen und Seufzen weinte weinend bei Tag und bei Nacht und spricht: „In Ängsten bin ich überall und was ich wählen soll weiß ich nicht, weil die Nöten meines Herzens vervielfacht sind.“ Und zu den Wanderern gewendet sagte sie: „O ihr Alle, die Ihr des Weges vorübergeht, merkt auf und sehet, ob ein Schmerz ist ähnlich meinem Schmerze. Siehe, noch lebet mein Mann und ich heiße Witwe; meine zarten Kleinen sind erstickt; meine Jünger sind fortgeführt in die Gefangenschaft. Siehe an, Herr, meine Betrübnis. da überall sich ein Feind aufgerichtet hat. Niemand ist der mich tröstet, außer Du Gott allein.“

DCCCLXX. Lothar, der König von Ripuarien, kam oft geladen endlich nach Rom, und hatte mit dem Papst Adrian eine Unterredung. Und von diesem erhielt er den Auftrag, das Kebsweib zu verstoßen und die rechtmäßige Gattin aufzunehmen. Er versprach in Allem also gehorchen zu wollen, aber erfüllte es keineswegs. Und deswegen traf ihn schrecklich der Herr, als er von Rom heimkehrte, nebst fast allen seinen Edlen. Ihre Leiber wurden zugleich nach Köln gebracht und beerdigt. Gleichsam als hätte der Rächer gesagt: „Mir, mir die Rache und ich will vergelten; ich werde das Schwert aus der Scheide ziehen, und es wird sie meine Hand töten.“ In diesem Jahre schickte Ludwig, der östliche König, seine zwei Söhne Karlmann und Karl gegen die lange ihm aufständischen Mähren; sie jagten ihren König Rastiz in die Flucht und verwüsteten das Land und kehrten mit vieler Beute heim. Desgleichen kam der schon oft genannte Gunter zur Herbstzeit mit Wenigen, wie ein Wolf in die Herde fällt, ohne Wissen Aller, heimlich zu Schiffe nach Köln, und schickte einen Boten und befahl die Glocken der Kirche zu läuten und daß man ihn ehrenvoll einhole, und sagte, daß er die Macht habe, welche er nicht hatte, wie der Ausgang der Sache hernach bewiesen hat…“

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