Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg

Da unser deutsches Vaterland von der gallischen Fremdherrschaft befreit und der Napoleon vom angemaßten Thron gestürzt wurde, kann man unseren Kaiser Franz den Zweiten wohl kaum dafür tadeln, daß er unseren Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg im Jahre 1813 an die Spitze seines Heeres und der verbündeten Armeen gestellt hat. In unserer alten Reichshauptstadt Wien kam er 1771 zur Welt und trat 1788 in unser kaiserliches Heer ein. Seine Feuertaufe erlebte er im Türkenkrieg und stand ab 1792 im Kampf gegen die Gallier. Er erlebte die Niederlagen von Ulm (1805) und Wagram (1809) und erlitt 1813 gleich zu Beginn eine eigene bei Dresden. Diese wetzte er allerdings bei Kulm wieder aus und siegte bei Leipzig mit Blüchers Hilfe über Napoleon. Vorsichtig rückte er in Gallien ein und siegte bei Bar, Arcis und Paris. Im Jahre 1815 übernahm er abermals den Oberbefehl über unser österreichisches Heer. Allerdings kam er zu spät und Napoleon war bei Belle-Alliance bereits besiegt. Dieses Mal endgültig. Geehrt wurde er mit dem Goldenen Vlies, dem Theresienorden und dem Schwarzen Adlerorden. Von meinem Erzteufel Belfagor hat sich unser Schwarzenberg nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern 1799 die Gräfin Anna von Hohenfeld geehelicht und mit ihr drei Söhne gezeugt. Zur Schlacht von Laon und der Vorgeschichte der Schlacht von Arcis kommt unser Geschichtsschreiber Anton Prokesch von Osten („Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten Karl zu Schwarzenberg“) nun: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb11236312_00001.html

„Schwarzenberg sah sich die Ausführung eines Planes aufgetragen, der mit seiner Ansicht nicht übereinstimmte. Aber kaum war die Sache entschieden, so blieb nur seine Tätigkeit sichtbar, nicht seine Meinung. Er tat, was er konnte, um Gemeingeist und Zuversicht in den Truppen zu erhalten, die durch den nicht verborgen gebliebenen Antrag des Waffenstillstandes, und als sie auf’s Neue zurückgehen mussten, nicht wenig entmutigt wurden. Durch einen eigenen Tagsbefehl suchte er das sinkende Vertrauen aufrecht zu erhalten; aber mehr als er durch Worte es vermocht hätte, unterstützte der Feind durch Gelegenheit zur Tat sein Bestreben. Napoleon hatte kaum den Abmarsch Blüchers vernommen, und sah dadurch die Gefahr abgeleitet, die jetzt nur noch aus der Vereinigung seiner Gegner ihm drohte, so beschloss er alsogleich, Blüchern nachzueilen, um das Spiel, das er kaum geendigt hatte, wieder zu erneuern. Zwei Pläne schwebten damals, – so sagt uns ein Franzose, – dem Kaiser vor: entweder konnte er mit allen Kräften den Fürsten drängen und wo möglich zur Schlacht zwingen, oder auf Blüchern fallen. Der erste, wenn er gelang, versprach unberechenbaren Nutzen ; denn, war der Fürst geschlagen, so befand sich auch Blücher in desto schlimmerer Lage, je weiter er indessen vorgedrungen war. Aber wie den Fürsten zwingen zur Schlacht? – Der französische Kaiser war weit entfernt zu hoffen, dass dieser besonnene Gegner seinen Wünschen zuvorkomme. Er eilte Blüchern aufzusuchen. Tettenborn, der mit leichten Truppen des Heeres, welches aus den Niederlanden sich heruntersenkte, das Land am linken Ufer der Marne durchstreifte, entdeckte den Marsch des Kaisers, als er kaum begonnen war; durch ihn erhielten der Fürst sowohl als Blücher die erste Nachricht davon. Jener vernahm sie kaum, als er auf der Einstellung des Rückmarsches, und auf der Notwendigkeit einer schnellen Angriffsbewegung bestand. Die Kolonnen wandten sich; die Aube wurde angegriffen und erzwungen; im Gefechte fanden die Truppen ihren ganzen Mut wieder. Der Feldmarschall, im Sturm auf Bar selbst die russischen Massen ordnend, wurde leicht verwundet, zum ersten Mal während seines kriegerischen Lebens. Wunderbar erhalten in so vielen Schlachten und Gefechten, erinnerte ihn die Vorsehung jetzt nur leise an das, wovor sie ihn bewahrt hatte. In wenigen Tagen war Troyes wieder genommen, die Unterhandlung um Waffenstillstand abgebrochen, und die Stellung an der Seine bezogen. Blücher, der durch das Tal der Marne den Marschall Marmont verfolgte, und ihn auf wenige Meilen von Paris zurückgedrängt hatte, sah sich bald seinerseits durch den Kaiser aus der Richtung nach der Hauptstadt gegen jene nach der Aisne gewiesen, wo die Übergabe von Soissons und die Vereinigung mit Winzigerode und Bülow seiner Lage im rechten Augenblicke wieder eine glückliche Wendung gaben. Das ungünstige Gefecht bei Craone führte zur Schlacht von Laon (9. März), wo Napoleon seine Hoffnung scheitern sah, und eiligst nach Rheims und an die Marne zurückging, wohin ihm Blücher folgte. So lange der Fürst ohne genaue Nachricht von Blüchern war, und nur im Allgemeinen voraussetzte und wußte, dass ihn die Bewegung des Kaisers aus der Richtung von Paris verdränge, konnte er kaum mit einem sichern Entschlusse über die Seine gehen. Er stand näher an Paris als Blücher. Aber was gewann er, wenn er sein Heer durch die Hauptstadt fesselte, bevor der Feind geschlagen war? – Einstweilen, wie Einige wollten, nach der Marne vorzurücken, um dadurch dem Kaiser, im Falle dieser sich zurückzuziehen genötigt wäre, jeden andern Weg außer jenem nach der Hauptstadt zu verschließen, war eben so wenig zweckmäßig, da es ganz eigentlich darauf ankam, den Kaiser von der Hauptstadt, die durch ihn sicherlich größere Widerstandsfähigkeit gewonnen hätte als durch den König Joseph, abzuhalten, und gerade von diesem Punkte zu entfernen, wo die Vereinigung aller Truppenteile des Gegners den Verbündeten ohne Zweifel am gefährlichsten war. Der Fürst zog vor der Hand seine ganze Stärke an die Seine, um, im Falle daß Napoleon vor Blüchern nach Paris sich zurückzöge, alsogleich dahin zu gehen; oder nach Vitry zu eilen, wenn Blücher geschlagen, und der Feind Willens wäre, die Bewegung in die rechte Seite des Hauptheeres zu wiederholen. Der Landesaufstand an der Yonne, Aube, Seine und Marne, neuerlich durch ein kaiserliches Dekret anbefohlen, nahm um diese Zeit einen ernstlichen Charakter an. Die Sturmglocke ertönte längs diesen Flüssen; große Haufen sammelten sich zur Linken des Hauptheeres, und nur an der lässigen Beihilfe von Seite der französischen Behörden lag es, dass diese Kräfte nicht so benützbar wurden, als sie es zu werden versprachen. Nach dem Falle von Troyes traf der Fürst schnell einige Anstalten gegen die Zusammenrottungen des Volkes. Es lag ihm daran, sie alsbald zu zerstäuben, um nicht oft in die Notwendigkeit versetzt zu sein, einem Befehle Ausübung zu verschaffen, den der Augenblick gebot, der aber seinem Herzen so wenig zusagte. Diese Anstalten genügten der doppelten Rücksicht der Sorgfalt für sein Heer und der Milde gegen den feindlichen Landbewohner. Am 14. März erhielt der Fürst die erste bestimmte Nachricht von den Vorfällen bei Laon. Er ließ Tags darauf den Feind in den Wäldern am rechten Ufer der Seine angreifen, wandte sich aber schnell die Aube aufwärts nach Arcis, da er durch die nimmermüde Reiterei Tettenborns, die an der Marne streifte, vernommen hatte, dass die feindliche Hauptmacht bei Rheims stehe, und große Reiterhaufen an die Marne, wie zur Vorbereitung eines Marsches über diesen Fluss, vorsende. Drei Heeresteile der Verbündeten befanden sich am 19. März auf dem rechten Ufer der Aube. Hätte die Zeit ausgereicht, so würde der Fürst dem Feinde an die Marne entgegen gegangen sein, um ihn während des Überganges anzugreifen: denn das war seine Absicht. Aber schon am 12. hatte der größte Teil des französischen Heeres Rheims verlassen; am 19. stand Napoleon einen Marsch von der Aube entfernt. „Er hatte dem schlesischen Kriegsheere einige Märsche abgewonnen, und hoffte, das Hauptheer in seiner rechten Seite zu überfallen, die Linie an der Aube zu durchbrechen, dadurch die an der Seine stehenden Heerteile abzuschneiden, die vereinzelten Korps zurückzuwerfen und zu schlagen, durch Bedrohung der rechten Seite und des Rückens das Hauptheer zum völligen Rückzug zu bewegen, und so die Champagne vom Feinde zu befreien” …“

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