Wilhelm BuschKaiser Heinrich der Sechste

Als Fürsten muß man unseren alten deutschen Kaiser Heinrich dem Sechsten wohl ein großes Lob ausstellen. Mag man dessen Erbreichplan auch nachteilig beurteilen. Die Eroberung des Königreiches Siziliens war ein Meisterstück. Mehrere Feldzüge waren dafür nötig, aber als das Werk getan und der letzte Aufstand niedergeschlagen war, standen unsere Staufer fest in Neapel und auf Sizilien. Seine Witwe Konstanze Hauteville konnte das einst so widerspenstige Königreich für seinen jungen Sohn Friedrich den Zweiten behaupten und dessen natürlicher Sohn Manfred erlag erst nach schweren Kampf dem Gallier Karl von Anjou. Ebenso zahlte sich die Ernennung seines jüngeren Bruders Philipp zum Herzog von Franken aus. Dieser war von unserem Kaiser Friedrich Rotbart eigentlich zum Kleriker bestimmt wurden, konnte aber 1197 unseren Staufern die deutsche Krone retten als die Nornen viel zu früh den Lebensfaden Heinrichs des Sechsten zerschnitten. Nicht unerwähnt bleiben soll die Gefangenennahme des englischen Königs Richard Löwenherz, dessen Lösegeld 150,000 Silbermark in die Kassen unseres Staufers spülte. Von meinem Erzteufel Belfagor hat er sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern 1186 Konstanze Hauteville geheiratet und mit ihr den Sohn Friedrich den Zweiten gezeugt. Bei unserem Geschichtsforscher Theodor Toeche („Kaiser Heinrich VI.“) verbündet sich unser Staufer nun mit Pisa gegen die Rebellen in Sizilien: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800615_00005.html

„Nun endlich, mitten im Winter, eilte der König nach Italien. Der Tod des Kaisers hatte dem langgehegten Plane Barbarossas noch kurz vor seiner Verwirklichung die Voraussetzungen genommen, auf denen er beruhte, und an seiner Statt die altgewohnte, regelrechte Kaiserkrönung in Aussicht gestellt. Heinrich sandte jetzt nochmals an Clemens III. und an den römischen Senat, bat um die Krönung und versprach, alle Gesetze und Rechte der Römer unangetastet zu lassen. Clemens hatte so wenig Bedenken wie bisher. Die Römer verlangten nur einen Eid für die Wahrung ihrer Rechte. Im Kreise der Kardinäle und des römischen Senats gab daher der Papst den deutschen Boten zur Antwort, daß er wie das Volk von Rom den König auf künftige Ostern zur Krönung erwarte. Noch eine Mahnung erhielt Heinrich, statt in Rom die Krone und Apulien vom Feinde zu fordern, vorerst den deutschen Boden zu schützen. Als er schon auf dem Wege zu den Alpen war, er reichte ihn Graf Adolf von Holstein, der auf die ersten Nachrichten vom Einfall Heinrichs des Löwen in seine Länder die Kreuzfahrt abgebrochen hatte, der Heimat zugeeilt war und vor Allem die Hilfe des Königs suchte. Heinrich vertröstete ihn auf die Zukunft, gab ihm ansehnliche Summen und versprach, ihn nach seiner Rückkehr kräftig zu unterstützen. Der Graf blieb in dem Kampfe gegen den mächtigen Herzog auf sich allein angewiesen. Um die Jahreswende überschritt der König den Brenner; am 6. Januar 1191 war er bereits in Bozen. Schon seit dem Sommer des vergangenen Jahres waren seine Gesandten in der Lombardei tätig gewesen, um Heeresabgabe einzufordern, und überall war sie ohne Widerstand geliefert worden. Doch machten verschiedene Angelegenheiten einen längeren und wechselnden Aufenthalt des Königs dort nötig; zuerst die Geldnot der königlichen Kasse. Der Kreuzzug Barbarossas muß die Mittel des Hofes arg erschöpft, und der König seinen Römerzug in ziemlich bedrängter Lage angetreten haben. Aber schon in den ersten Tagen, die er in der Lombardei zubrachte, half er ihr auf höchst vorteilhafte Weise ab. Die Orte Borgo San Donnino und Bargone waren bekanntlich seit Jahren zwischen Piacenza und Parma streitig. Heinrich wußte Gründe vorzubringen, nach denen er beide Orte für Reichsbesitzungen ausgab, und als solche verpfändete er sie für 2000 Lire an Piacenza, das zufrieden war, gleichviel, unter welchen Voraussetzungen, in den Besitz des längst ersehnten Gutes zu kommen. Die Bewohner jener Orte fügten sich mit großem Unwillen in ihre Abhängigkeit, und der kaiserliche Kämmerer Rudolf von Siebeneich, der den Vertrag vollstrecken sollte, hatte den ganzen Sommer hindurch mit der Widerspenstigkeit derselben zu kämpfen. In anderer Weise sind die Bündnisse wichtig, die der König mit Piacenza und Como, den südlichen und nördlichen Nachbarn Mailands, schloß. Sie bilden die Anfänge der bestimmten, Mailand feindlichen Politik Heinrichs VI., die noch am Schluß desselben Jahres deutlicher hervortrat. Was bisher Mailand allein als höchste Gunstbezeugung des Kaisers empfangen hatte, die Gerichtsbarkeit im ganzen Bistum, wurde jetzt auch an Como verliehen, sogar die über die Städte Gravedona und Domaso inbegriffen, von denen erstere bisher eine freie Stadt gewesen war. Die unmittelbare Folge dieser Vorgänge war daher, daß, wie hier diese beiden benachteiligten Städte, so dort, aus Feindschaft gegen Piacenza, Parma und Borgo sich der Gegenpartei anschlossen. Den großen Adelsgeschlechtern wurden reiche Gunstbezeugungen zu Teil: Markgraf Opizo von Este erhielt die Grafschaft Rovigo zurück, die er wahrscheinlich in dem Kriege zwischen Verona und Ferrara verloren hatte. Graf Rambald von Treviso wurde mit der seinigen investiert; dem Pfalzgrafen Guido von Tuszien wurde der Gerichtsbann übertragen; Markgraf Bonifaz von Montferrat erhielt alle Lehen der Markgrafen von Incisa, die, weil sie die nach Frankreich und England abgeordneten genuesischen Gesandten aufgefangen hatten, als Straßenräuber in die Acht erklärt worden waren, und deren Ankläger, der Markgraf von Montferrat, selbst mit Vollstreckung derselben beauftragt wurde. Endlich empfingen auch Städte Beweise der königlichen Huld. An Bologna wurde das Münzrecht erteilt; der Stadt Crentona, der ärgsten Feindin Mailands, in deren Mauern Heinrich sogar verweilte, wurde es bestätigt. Ferrara erhielt, nachdem es von der Acht gelöst war, die Gerichtsbarkeit, Como die Regalien im ganzen Bistum: Privilegien, die an Bedeutung dem großen Mailänder Freiheitsbrief vom Jahre 1185 gleichkamen. Pontremoli wurde auf Piacenzas Fürsprache in Gnaden aufgenommen. Von Bologna aus zog der König in der Mitte des Februar über den Apennin nach Prato, Lucca und Pisa. Von der kaiserlichen Gesinnung dieser Stadt konnte er am ehesten bereitwillige Hilfe erwarten, und schon im Jahre zuvor, als sein Marschall Heinrich von Kalden in Apulien kämpfte, hatte er sich bemüht, die Bürger durch neue Begünstigungen an sich zu fesseln. Am 1. September 1190 hatte er ihnen frühere Privilegien bestätigt und schon damals ihnen volle Zollfreiheit in Sizilien zugesagt. Jetzt gewann er sie am meisten dadurch, daß er sich als ihr Parteigenosse gegen die Nebenbuhlerin Genua zeigte. Am 28. Februar bestätigte er eine Urkunde seines Vaters vom Jahre 1162, aus welcher er alle, für Genua nachteiligen Bestimmungen ausdrücklich wiederholte, im Kriege der Pisaner mit Genua ihnen Hilfe zu leisten versprach, und endlich ihnen den dritten Teil des normannischen Königsschatzes als Beute zusagte. Dennoch ließen die vorsichtigen Pisaner sich in dem Bundesvertrage genaue und sichere Bestimmungen geben: die Termine, bis wann den Pisanern der Aufruf zum Aufbruch zukommen mußte, wurden festgestellt. Ehe das deutsche Heer Apulien nicht betreten hatte, brauchten sie nicht in See zu gehen, und andererseits durfte das Heer Italien nicht verlassen, so lange die Flotte in See war. Das Alles wurde an jenem Tage beschworen…“

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